Kunst & Tradition

Die Viandener waren jahrhundertlang geschickte Handwerker, die im Schutze der Ringmauer in Ruhe arbeiten konnten, auf den Märkten des Städtchens verkauften sie ihre Produkte und erwarben die Waren die sie brauchten. Aber die Ringmauern und die Berge isolierten die Einwohner, so dass sich im Laufe der Jahre eine gewisse Eigenart in der Sprache und dem Brauchtum herausschälte und ein schalkhafter Humor, der besonders bei öffentlichen Belustigungen offenbar wurde.

Jeder Viandener hatte eine künstlerische Seite, und wäre es nur eine gewisse Launenhaftigkeit, die von der konservativen Landbevölkerung der Umgebung als Leichtlebigkeit und Narretei abgestempelt wurde. Denn die Viandener Weißtüncher ("Veiner Weisserten") und Musikanten gaben im ganzen Lande Proben ihres frohen Gemütes, ihrer lustigen Weisen und ihres schalkhaften Humors. Ob beim Tünchen der Hausfassaden vor dem Kirchweihfest, oder beim Aufspielen zum Kirmestanz, denn das ganze Land tanzte fast ausschließlich zur Musik der Viandener Geigen.

Auch heute noch zeigen die Viandener dieselbe Eigenart und dieselbe Treue zu den alten Gebräuchen wie ihre Vorfahren. So zum Beispiel im Herbst, nach der Abreise der Touristen, bereiten sie sich für die Volksfeste aus alten Tagen vor : "Nessmoort", "Miertchen", "Fuasicht" und "Jaudes".

Ecureuil © Jengel

Nussmarkt

Beim Nussmarkt ("Nessmoort") Anfang Oktober verkaufen die Viandener die Ernte der zahlreichen Nussbäume der Umgebung.
 
Laut einer amtlichen Statistik aus dem Jahre 1902 gab es damals in Vianden 2551 Nussbäume, was 19% oder fast ein Fünftel des gesamten Landesbestandes an Nussbäumen ausmachte. Der Ertrag betrug 1901 im Kanton Vianden 465 Zentner Nüsse.

Es gab in Vianden einige Nussgrosshändler, die die Ernte an den Mann brachten, es gab auch zahlreiche kleinere Händler und Handwerker, die ihre Nüsse auf den Märkten des Öslings oder auf dem Wochenmarkt in Luxemburg verkauften.

Auf Vorschlag des Verschönerungsvereins wurde am 30. September 1934 gelegentlich der letzten Burgbeleuchtung der Saison der Probeversuch eines Nussmarktes abgehalten. Der Versuch verlief erfolgreich und am 6. Oktober 1935 fand der erste offizielle Nussmarkt statt, bei dem die Nüsse in Säckchen zu 100 Stück, in Papiertaschen, pfund-, kilo,- sester- und zentnerweise verkauft wurden. Der Erfolg ermunterte die Organisatoren, den Nussmarkt auch in den folgenden Jahren abzuhalten. Nach dem Kriege fand wieder am 6. Oktober 1946 ein Nussmarkt statt. Die meisten Besucher kamen mit der Eisenbahn, andere in Autos oder auf Fahrrädern, die aus den Nachbardörfern zu Fuß.

Der Nussmarkt fand dann alljährlich bis 1952 statt, wo er wegen Schwierigkeiten nach einer schlechten Ernte und beim Ankauf ausländischer Nüsse von schlechter Qualität zeitweise aufgegeben wurde.

Nach achtzehnjähriger Unterbrechung ließ 1970 das "Syndicat d’Initiative" zusammen mit den Ortsvereinen und der Stadtverwaltung den "Veiner Nëssmoort" neu aufleben.

So werden alljährlich die Nüsse "geschutt, gepeelt, geweesch a gedrëchent" und Anfang Oktober auf dem Nussmarkt verkauft.

Der Nussbranntwein "Nëssdrëpp" wird aus den jungen Nüssen zubereitet, die mit der grünen Schale gepflückt werden, wenn sie erst so dick sind wie die Spitze des kleinen Fingers. Sie werden dann auf Branntwein angesetzt und ergeben eine "Drëpp", die wohltuend und anregend für den Magen ist.

Der Viandener Nussmarkt findet alljährlich am zweiten Sonntag im Oktober statt, außer alle 6 Jahre wenn Kommunalwahlen sind, und ist trotz einer Unterbrechung während des Krieges und in den sechziger Jahren zu einem festen Bestandteil des Viandener Brauchtums geworden.

Für mehr Informationen:Nussmarkt